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Was ist, wenn das Pferd NEIN sagt  (März 2018) - ein Artikel von Sonja Burgemeister

"Ein Nein ist eine Information. Diese Information teilen uns Pferde auf verschiedene Art und Weise mit. Meistens, indem sie etwas nicht tun und Abwehr-, Flucht- oder Erstarrungsreaktionen zeigen.

 

Das ist erst einmal eine ganz nüchterne und sachliche Betrachtung des Themas. Im Laufe der vergangenen Jahre habe ich mir immer wieder Gedanken dazu gemacht und bin selbst verschiedene Meinungen dazu durchlaufen." (Sonja Burgemeister)

 

"Angefangen hat es damals, als ich als Kind in die Reitschule gegangen bin. Dort war ganz klar, dass ein Pferd das machen muss, was der Mensch sagt. Ganz egal worum es ging, es hatte sich zu benehmen und zu gehorchen. Diese Haltung war für mich dem Pferd gegenüber alltäglich und ich stellte es nicht in Frage. Ein Nein vom Pferd zu bekommen, sah meistens so aus, dass es versuchte sich dem Reiter zu entziehen, bzw. ihn loszuwerden. In diesen Momenten wurde die Gerte eingesetzt und das Pferd bekam so lange eins auf den Hintern, bis es aufhörte zu bocken. Aus meiner Sicht damals völlig normal, im Nachhinein unheimlich beschämend.

Mit dem Start ins Thema Natural Horsemanship veränderte sich meine Einstellung zum Nein sagen des Pferdes. Es durfte Nein sagen, musste das was wir verlangten aber trotzdem machen. Für unangebrachtes Verhalten wie Bocken oder Verweigerung setzten wir immer noch die Gerte, bzw. den Stick ein. Dazu kamen allerlei psychische Spielchen, die den Gehorsam des Pferdes verbessern sollten. Heute frage ich mich, warum ich so wenig empathisch und blind war. Nein, mir gefiel es nicht so mit dem Pferd umzugehen, doch es erschien mir als notwendiges Übel. Schließlich hatten mir „erfahrene“ Menschen beigebracht, dass es nur so gehen würde, damit der Mensch nicht in Gefahr kommen würde. Das war für mich aus meiner damaligen Perspektive absolut nachvollziehbar.

 

Mit dem heftigen Sturz von einem Pferd, bei dem ich das Nein zwar wahrgenommen aber als ungehorsam eingestuft hatte (es hatte unsäglich starke Rückenschmerzen, wie hätte es sich sonst verständlich machen sollen? Vorzeichen hatte ich ebenfalls schon als beginnenden Ungehorsam eingestuft), veränderte sich meine Sichtweise und ich wendete mich immer mehr vom Natural Horsemanship und allen anderen konventionellen Methoden mit Pferden ab und hinterfragte mich und alles um mich herum mehr und mehr. Ich beschäftigte mich damit, warum Pferde Nein sagen, wie man darauf reagieren kann und was das Ganze mit mir selbst zu tun hat. Ich las ein Buch von Mark Rashid, in dem es auch um die Fehleinschätzung eines Pferdeverhaltens ging und ein daraus resultierender Unfall. Das zeigte mir nochmal auf, dass es wichtig ist zu hinterfragen, warum ein Pferd ein bestimmtes Verhalten zeigt und man es niemals übersehen darf. Das Pferd kann sich nur über sein Verhalten ausdrücken und wenn es massiv Nein sagen muss, wie bei meinem Sturz, dann hat es schon vorher viele Anzeichen gegeben, die aber übersehen wurden. Viele Pferdebesitzer erfahren in diesem Bereich kaum Schulung, was daran liegt, dass es deren Lehrer eben auch nicht beachteten oder sich dessen bewusst waren. Es hat sich über Jahre so entwickelt, dass wir die Dinge auf eine bestimmte Art und Weise machen. Von Generation zu Generation wird dieses Wissen weitergereicht und nur wenige durchbrechen diese Dogmen, Glaubenssätze und vermeintlichen Gesetze und Regeln.

Das „Nein“ ist eine Information, die zum Handeln aufruft.

 

Wie am Anfang des Artikels beschrieben, ist das Nein eine Information. Diese Information sagt aus, dass das Pferd etwas nicht kann, nicht versteht oder nicht möchte. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein. Vielleicht hat es Angst oder Schmerzen. Oder es wurde zu viel verlangt von ihm verlangt, es wurde zu sehr unter Druck gesetzt, langweilt sich oder ist zu müde. Es kann auch sein, dass unsere Körpersprache nicht verständlich war oder wir es einfach gesagt nicht wert sind, dass es bestimmte Dinge mit uns machen möchte. Es gibt sicher noch einige weitere Gründe. Bei uns Menschen ist es ja genauso. Manche Dinge machen wir nicht, weil wir keinen Sinn darin sehen, weil es nicht zu unserem Weltbild passt, weil wir Angst davor haben oder Stress und Schmerz damit verbinden. Manchmal haben wir auch einfach keine Lust, möchten lieber etwas anderes machen oder auch einfach mal tatsächlich garnichts. So sieht es aus, wenn wir selbst entscheiden können. Was ist aber, wenn ein anderer Mensch dazu kommt? Je nachdem wie der gemeinsame Beziehungsstatus ist, werden wir mehr oder weniger dazu bereit sein, etwas mit oder für diesen Menschen zu tun. Und dann kommt es natürlich noch auf unseren Grundcharakter und unsere Lebenserfahrungen an, wie wir handeln.

Bei den Pferden ist das genauso. Ein Pferd, das gelernt hat, dass es unangenehme Konsequenzen für ein Nein gibt, wird vielleicht etwas machen, was es eigentlich nicht möchte, um diese Konsequenzen zu vermeiden. Ist das dann ein Ja?

 

Stellen wir uns vor, ein Mann schlägt eine Frau, weil sie sich ihm nicht hingeben möchte. Hier folgt auf das Nein eine deutliche Konsequenz. Und gibt sich die Frau ihm darauf hin, ist das dann ein Ja? Ich weiß, dieser Vergleich ist schon heftig, doch wo zieht man die Grenze? Haben wir das Recht und besitzen wir die Fähigkeit, die Grenzen zu stecken? Wieviel Egoismus und Eigennutz steckt in unserer Entscheidung, wann wir ein Nein akzeptieren oder eben auch nicht? Nehmen wir an, jemand möchte sein Pferd verladen um zu einem Kurs zu fahren, das Pferd steigt aber nicht in den Anhänger. Ist dieses Nein zu akzeptieren oder darf der Mensch sich das Recht rausnehmen und das Pferd in den Anhänger wenn nötig zwingen?

 

Beim Thema "Nein“ akzeptieren, ja oder nein, kommen immer zwei Themen auf den Tisch: Notfälle und der Sicherheitsaspekt. Grundsätzlich solle man gerade für Notfälle das Pferd im Vorfeld vorbereiten. Man kann auf sehr einfache und freundliche Weise ein sogenanntes Medicaltraining in den Tagesablauf integrieren. Dabei geht es darum, dass man das Pferd auf verschiedene Behandlungsmethoden durch den Tierarzt vorbereitet. Doch in einem wirklichen Notfall, Unfall oder ähnlichem kann ein Pferd auch schon mal anders reagieren. Ich bin ehrlich, mir geht die Gesundheit des Pferdes definitiv vor und in einer echten Notfallsituation geht es um Leben oder Tod und da bin ich auch bereit, die Beziehung zum Pferd aufs Spiel zu setzen. Ich bin mir aber sicher, dass das für das Pferd einen großen Unterschied macht, ob ich es zu etwas zwinge weil ich sein Leben damit rette oder weil ich etwas von ihm möchte um mein Bedürfnis zu befriedigen. Beim Thema Sicherheit stellt sich mir die Frage, wie gut das Pferd auf die Situation vorbereitet wurde und ob es eine Situation ist, in der der Mensch seine eigenen Bedürfnisse befriedigen wollte und das Pferd Mittel zum Zweck war. Hier würde ich mich für Back-to-Basics entscheiden und nochmal ganz genau hinterfragen, wie diese Situation zustande kommen konnte. Im Normalfall ist der Umgang mit einem Pferd nicht gefährlich, das Übersehen und nicht Wahrnehmen des Pferdes und seines Verhaltens dagegen schon.

Wir werden oft schon von Kindesbeinen an kleingehalten – das geben wir an andere Lebewesen weiter.

 

In unserer Menschenwelt lernen wir zu funktionieren. Wir sind Menschen unterstellt, die eigentlich keine wahren Führer sind und denen wir im Fall der Fälle nicht einen Schritt folgen würden. Aber wir müssen, weil wir von unseren Jobs abhängig sind (okay, sind wir eigentlich nicht, denn schließlich kann jeder selbst entscheiden wo er arbeitet und zu welchen Bedingungen. Glaubenssätze halten uns davon ab). Es könnte heute auch anders aussehen, doch im Laufe der Jahrtausende hat es sich nun mal so entwickelt, wie es heute ist. Das bedeutet, dass es für uns normal ist, benutzt zu werden und jemandem zu folgen, weil er halt der (vorgesetzte) Chef ist. Wir machen uns in der Regel gar keine Gedanken darüber. Doch es wirkt sich natürlich auf uns und unsere Sicht auf die Welt aus. Auf unseren Umgang mit anderen Lebewesen. Wir werden oft schon von Kindesbeinen an kleingehalten und können uns nicht frei entfalten, wir werden eingeengt von Glaubenssätzen. Das ist Alltag, das ist unsere Normalität. Wir geben das an andere Lebewesen weiter ohne uns dessen bewusst zu sein.

Mir ging es nicht anders, doch ich habe mich nach und nach davon weg entwickelt. Ich habe mich unter anderem selbstständig gemacht, weil mich eben diese Dinge erdrückt und ausgelaugt haben. Ich war mit gewissen Verhaltensweisen gegenüber Pferden nicht mehr einverstanden und mein Nein wurde nicht akzeptiert, wenn es denn überhaupt wahrgenommen wurde. Ich war gar nicht mehr wirklich in der Lage „Nein“ zu sagen. Der Schritt in die Selbstständigkeit war also quasi ein Befreiungsschlag aus dem System und ein Schlüsselmoment zu einer enormen Veränderung. Ich lernte im Laufe der Zeit „Nein“ zu sagen und das mein Bedürfnis, meine Meinung und mein Wohlergehen wichtig sind. Und weil ich mich mit diesem Thema bei mir beschäftigte, spiegelte es sich auch beim Thema Pferd wieder. Ich machte mir ernste Gedanken, denn wie konnte ich von anderen etwas erwarten, wozu ich selbst nie bereit wäre? Meine Gedanken schossen in alle Himmelsrichtungen. Was würde passieren, wenn es auf ein Nein meines Pferdes garkeine Konsequenzen mehr geben würde? Ich wollte es unbedingt wissen und setzte es um. Und es passierte das, was ich befürchtete. Es gab nur noch Nein´s. Ich kam garnicht mehr dazu, meine Pferde auch nur einen Schritt zu bewegen. Da ich mich ja mental schon etwas vorbereitet hatte, traf mich das nicht so sehr, doch ich merkte einen deutlichen Stich im Herzen. Was musste ich ihnen angetan haben, dass sie sich so verhielten? Hier zeigte sich ganz klar, dass ICH Themen hatte, mit denen ich mich auseinander setzen musste um diese Situation zu verbessern.

 

Mir wurde klar, dass ich meine Pferde benutzt hatte. Ich hatte sie geholt, wenn ICH was mit ihnen unternehmen wollte. Haben sie etwas nicht gewollt, habe ich sie so lange davon überzeugt es doch zu tun, bis sie es taten. Nein, geschlagen habe ich sie nicht. Aber ich habe ihnen keine Wahl gelassen. Am Ende mussten sie immer tun, was ich wollte. Das klingt jetzt vielleicht übel, doch passiert das tagtäglich so gut wie überall in den Ställen. Wir haben Glaubenssätze im Kopf, die uns glauben lassen, dass das Pferd es richtig gemacht haben muss, bevor wir die Einheit beenden, da es sonst beim nächsten Mal gar nicht mehr mitmacht. Und ja, genauso wäre es. Denn wenn ich das Nein zulasse, nachdem ich es so oft nicht zugelassen habe, dann reagiert das Pferd so wie meine Pferde, als es keine Konsequenzen mehr für ein Nein gab.

 

Ich wurde also mit allerhand Gefühlen konfrontiert und habe diese hinterfragt und gewisse Dinge aufarbeiten müssen. Die Erkenntnis, wie meine Pferde mich zu diesem Zeitpunkt wahrnahmen war so erschreckend für mich, dass ich bereit war es wirklich durchzuziehen. Und dabei war ich zu diesem Zeitpunkt aus meiner Sicht und aus Sicht mancher Trainer schon sehr „weich“ (heute sehe ich das als absolute Stärke! und Teil meiner Entwicklung zu dem was ich heute bin). Das bedeutete, dass ich also bei ihnen Zeit verbringen musste, denn sie kamen ja überhaupt nicht mehr mit. Schlimmer noch, sie ignorierten mich. Ich musste lernen, meine Erwartungen loszulassen. Denn wie sollte sich auch nur eine erfüllen, wenn meine Pferde den Kontakt zu mir verweigerten? Und ab dem Moment, als ich die Erwartungen los ließ, stellte sich ein neues Gefühl ein. Freiheit. Leichtigkeit. Unbeschwertheit.

Mich überkam das Gefühl, endlich wieder atmen zu können.

 

Und an diesem Punkt fingen beide Pferde wieder an, Kontakt zu mir aufzunehmen. Meine Sicht auf die Dinge die wir mit den Pferden machen und vor allem wie wir sie machen, hat sich dadurch komplett verändert. Deswegen sehe ich die Dinge, wie ich sie eben sehe.

Nein, ich schaue meinen Pferden nicht nur beim Fressen auf der Weide zu. Wir verbringen gemeinsam Zeit, arbeiten frei miteinander, gehen spazieren und ja, ich reite auch. Aber alles auf eine ganz friedliche, ruhige und respektvolle Art und Weise. Ich sehe lauter positive Veränderungen, bei meinen Pferden und bei mir. Schieße ich übers Ziel hinaus, weil ich doch mal in alte Muster verfalle, dann bringen mich meine Pferde mit einem klitzekleinen Signal wieder auf den richtigen Weg.

 

Und wenn sie mal einfach keine Lust haben? Dann akzeptiere ich das. Schließlich sterbe ich deswegen nicht und mein Leben läuft trotzdem weiter. Es ist ein Gesamtkonzept, was eingehalten werden muss. Gebe ich dem Pferd die Möglichkeit Nein zu sagen und schlage ihm dann Dinge vor, die es als unangenehm empfindet, die ihm nicht dienlich sind und die darauf allein abzielen, die Bedürfnisse und Erwartungen des Menschen zu erfüllen, muss ich damit rechnen, dass es sich verweigert.

 

Ein „Nein“ zuzulassen schließt sicherlich Türen, doch öffnet es auch wieder neue und gibt Raum, um zu wachsen."

 

Ich danke Dir, liebe Sonja von Herzen für diesen offenen, ehrlichen und mutigen Beitrag!!! Tanja von Salzen-Märkert

 

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